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Literaturpreis Ruhr 2024

Shortlist für den Hauptpreis steht fest

Vier aktuelle Bücher hat die Jury des Literaturpreis Ruhr auf die Shortlist 2024 für den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis gesetzt. Vier herausragende Titel, die vom Ruhrgebiet handeln oder hier entstanden sind.

Die diesjährige Bestenliste ist auffallend jung: Die Autor:innen sind alle noch nicht lange im Geschäft (zwei der vier Bücher sind literarische Debüts), alle Geschichten drehen sich um junge Menschen.

Die Shortlist in alphabetischer Reihenfolge, samt Kurzbegründungen der Jurymitglieder:

Dietlind Falk: No Regrets

Das Tattoostudio "No Regrets" irgendwo zwischen Duisburg und Dortmund: im Schaufenster ein müffelnder Alligator, hinter der Theke die Besitzer Hänk und Muddy, die beide auch schon bessere Tage erlebt haben. Doch als plötzlich die junge Tätowiererin Luz auftaucht, wird die Welt im "No Regrets" komplett auf den Kopf gestellt. Dietlind Falk verlegt ihre Ruhrgebietsgeschichte in ein Tattoostudio, das gab es bisher so wohl noch nicht. Fernab von Kohlestaub und Strukturwandelproblematik verströmen die skurrilen Figuren Ruhrgebiet aus jeder Pore. Rotzig, komisch, traurig und mit ganz viel Herz, "No Regrets" ist erstklassige Unterhaltung.

Sarah Jäger: Und die Welt, sie fliegt hoch

Ein ganz besonderes Buch: Ava, quirlig wie ein Wellensittich, und Juri, einsam wie ein Astronaut, durchbrechen ihre soziale Isolation. Beide öffnen ihre geschlossenen Sphären, um das Wagnis einzugehen, sich ins Leben hinauszutasten. Sarah Jäger erzählt die Geschichte der zwei Teenager als eine Abfolge von Sprachnachrichten, und das mit poetischer Kraft. Ein Countdown ins Leben und ein starkes Plädoyer für gesellschaftliches Miteinander, illustriert von Sarah Maus.

Necati Öziri: Vatermal

"Ich möchte Dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war". Der todkranke Arda schreibt seinem Vater, der die Familie verlassen und doch Spuren hinterlassen hat. Beim Ich-Erzähler, seiner Schwester und seiner Mutter. Eine Restfamilie, die mit Leerstelle lebt und nebenbei nicht nur ihren Alltag, sondern auch jede Form von Alltagsrassismus bewältigen muss. Theaterautor Necati Öziri erzählt in seinem ersten Roman eine ebenso intime wie politische Geschichte mit Wucht, Wut, Witz und Zärtlichkeit. Unvergesslich.

Sina Scherzant: Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

Eine Geschichte über das Erwachsenwerden im Dortmund der Nullerjahre. Katha sieht sich als Mittlerin und Dienstleisterin ihrer Familie. Hauptsache, allen anderen geht es gut! Wieviel Verantwortung kann eine Vierzehnjährige übernehmen, ohne sich zu verlieren? Wie wichtig sind Vorbilder? Ist Blut dicker als Wasser? Ein feministischer Mutmachroman für die Gen Z und ein herausragendes literarisches Debüt.

Für den Hauptpreis kamen herausragende Titel aus dem Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet in Frage, die im Zeitraum vom 01. Mai 2023 bis 30. April 2024 in einem Verlag oder per Selfpublishing erschienen sind. 56 literarische Werke aus unterschiedlichen Genres standen auf der Leseliste der Jury.

Wer den Hauptpreis gewinnt, wird während der Verleihungsgala am 11. September 2024 auf Schloss Horst in Gelsenkirchen bekannt gegeben.

Der Jury des Hauptpreises gehören in diesem Jahr an: Christa Becker-Lettow, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt, Cathrin Brackmann, Journalistin, Moderatorin und Literaturexpertin bei WDR 4, Prof. Dr. Peter Goßens, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Fakultät für Philologie, Ruhr-Universität Bochum, Murat Kayı, Musiker und Autor, Gewinner des Förderpreises zum Literaturpreis Ruhr 2022, Patrick Musial, Buchhändler, ehem. Buchhandlung Musial, Recklinghausen

Über den Literaturpreis Ruhr: Der Literaturpreis Ruhr ist die wichtigste ideelle wie materielle Auszeichnung für Schriftsteller:innen, die im Ruhrgebiet leben, sowie für Autor:innen von außerhalb, die über die Region schreiben. Er wird seit 1986 jährlich vom Regionalverband Ruhr vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut. Weitere Informationen zu Werken und Nominierten gibt es unter www.literaturbuero-ruhr.de.

Aktuelles
  • Neues [lila we:]-Festival

    Unter dem Titel "aufbrüche" plant das Netzwerk literaturland westfalen für März bis Mai 2025 ein neues gemeinsames Festival. Mit ungewöhnlichen Veranstaltungsformaten und -themen sollen neue Zielgruppen erreicht werden und Dialoge über die Literatur hinaus initiiert werden. Bewerbungen für weitere Festivalveranstaltungen können bis zum 30. September eingereicht werden.

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  • Unterstützung für Poesiepfad gesucht

    Nach fast 20 Jahren ist das Poesiepfad-Team geschrumpft und sucht dringend ehrenamtliche Mitstreiter:innen. Literarische Vorkenntnisse oder gar germanistische Studienabschlüsse sind dafür nicht erforderlich. Gesucht werden vielmehr Menschen, die Freude an der Poesie haben und bereit sind, sich für eine gute Sache einzusetzen.

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  • Literaturpreis Ruhr 2024

    Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr gewinnt Necati Öziri für sein Debüt "Vatermal", der Förderpreis geht an Miedya Mahmod für das Langgedicht "Hinter vorgehaltener Zunge schweigen wir oder Die Destinationale" und Jörg Hilbert, Vater von "Ritter Rost", bekommt den Ehrenpreis für besondere Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet.

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  • AMF-Preis für Barbara Yelin

    Der "Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur 2024" geht an die Münchener Comic-Künstlerin Barbara Yelin. Ihre "Comics und Graphic Novels behandeln so anspruchsvolle historische und gesellschaftspolitische Themen wie die deutsche nationalsozialistische Vergangenheit oder das Flüchtlingssterben im Mittelmeer", so die Jurybegründung.

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