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Literaturpreis Ruhr 2024

Den Hauptpreis gewinnt Necati Öziri für sein Romandebüt "Vatermal", der Förderpreis geht an Miedya Mahmod, Jörg Hilbert bekommt den Ehrenpreis.

Alle Beteiligten des Abends auf einen Blick: Das Gruppenfoto des Literaturpreises Ruhr 2024

Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr gewinnt Necati Öziri für sein Romandebüt Vatermal. Garrelt Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes (RVR) übergibt ihm die Auszeichnung. Theaterautor Öziri setzte sich damit gegen die drei Mitnominierten Dietlind Falk (No Regrets), Sarah Jäger (Und die Welt, sie fliegt hoch) und Sina Scherzant (Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne) durch.

Garrelt Duin zur Auszeichnung 2024: "Der Literaturpreis Ruhr ist Schaubild der erstklassigen und vielfältigen Literatur im und über das Ruhrgebiet. Die diesjährige Bestenliste ist auffallend jung. Die Autorinnen und Autoren sind alle noch nicht lange im Geschäft und ziehen schon jetzt jeden Lesenden mit ihren Texten in ihren Bann."

Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis nimmt Miedya Mahmod für ihr Langgedicht Hinter vorgehaltener Zunge schweigen wir oder Die Destinationale von Jörg Obereiner, dem Ausschussvorsitzenden für Kultur, Sport und Vielfalt beim RVR, entgegen.

Den undotierten Ehrenpreis des Literaturpreis Ruhr bekommt Autor und Illustrator Jörg Hilbert.

Die Preisverleihung fand auf Schloss Horst in Gelsenkirchen statt. Die Gala wurde moderiert von Katty Salié (ZDF aspekte), Musik kam von Philine Sonny. Begrüßt wurden die Gäste von Martina Rudowitz, 1. Bürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen.

Hauptpreis-Gewinner Necati Öziri

Hauptpreis für Necati Öziri

In "Vatermal" schreibt der junge, todkranke Arda einen Brief an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Das Buch erzähle die Geschichte einer Einwandererfamilie auf absolut mitreißende Weise, war sich die Jury einig. Hochliterarisch, aber gleichzeitig auch im Sound der Straße geschrieben, biete das Werk ein intensives Leseerlebnis. "Vatermal" sei ein Buch, in dem es um Alltagsrassismus geht, ohne dass das Wort Rassismus je explizit genannt wird. Ein feministisches Buch, ohne dass die Begriffe Feminismus oder Patriarchat jemals fallen. Und ohne dass der Ort oder das Ruhrgebiet jemals genannt werde, sei man als Bewohner:in des Ruhrgebiets sofort dort. Fazit: "Ein Buch, das man in vielen Jahrzehnten noch lesen wird."

Necati Öziri, geboren 1988 in Datteln, hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Er lebt in Berlin, schreibt und macht Theater. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt. Seitdem versucht er zu schreiben, nicht wie die Welt ist, sondern wie sie sich anfühlt.

Miedya Mahmod

Förderpreis für Miedya Mahmod für das Langgedicht "Hinter vorgehaltener Zunge schweigen wir oder Die Destinationale"

Miedya Mahmod ist in der Poetry-Slam-Szene im literaturgebiet.ruhr und darüber hinaus schon lange ein Star. Einer größeren Öffentlichkeit ist sie seit dem Bachmannwettbewerb in Klagenfurt ein Begriff. Mit Miedya Mahmod werde eine literarische Stimme ausgezeichnet, die nicht besser das Herz des Ruhrgebiets zum Ausdruck bringen könnte, sagt Jurymitglied Bozena Badura in ihrer Laudatio: "Gleichzeitig in vielen Sprachen verwurzelt, synchron multilingual, eine Stimme, die unter Einfluss vieler Kulturen zu sich selbst gefunden hat. Es ist eine literarische Stimme, die ebenso stark-laut wie verletzlich-leise wirkt, frisch, modern, zurückhaltend-selbstbewusst. Es ist eine literarische Stimme, deren unverwechselbarer, rhythmisch-melodischer Klang noch lange nachhallt."

Jörg Hilbert

Ehrenpreis für Jörg Hilbert

Jörg Hilbert, Vater von Ritter Rost, erhält den Ehrenpreis für seine besonderen Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet. Seine berühmteste Gestalt, der Ritter Rost, feiert in diesem Jahr sein 30. Jubiläum. Felix Janosa, der unter anderem die Lieder zu den Ritter-Rost-Geschichten komponiert und schreibt, hebt hervor: "Jörgs große Gabe ist die kindliche Sicht auf Menschen und Dinge. Ein Teil seiner Persönlichkeit hat sich wahrscheinlich immer geweigert, erwachsen zu werden und ist im positivsten Sinne naiv: rotzfrech, mit starkem Selbstwert und mit einem scharfen Auge für alles, was schief, komisch und ungerecht in der Welt ist. Manchmal denke ich an Michael Ende, häufiger an Walter Moers, doch die Sprache mit ihren zahllosen Neuschöpfungen und Eigenheiten ist immer als echter Hilbert erkennbar."

Der Ehrenpreis besteht aus einer Skulptur des Künstlers Peter Schloss.

 

 

Über den Literaturpreis Ruhr

Der Literaturpreis Ruhr ist die wichtigste ideelle wie materielle Auszeichnung für Schriftsteller:innen, die im Ruhrgebiet leben, sowie für Autor:innen von außerhalb, die über die Region schreiben. Er wird seit 1986 jährlich vom Regionalverband Ruhr vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut. Für den Hauptpreis kamen herausragende Titel aus dem Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet in Frage, die im Zeitraum vom 1. Mai 2023 bis 30. April 2024 in einem Verlag oder per Selfpublishing erschienen sind. Sechsundfünfzig literarische Werke aus unterschiedlichen Genres standen auf der Leseliste der Jury. Der Hauptpreis ist mit 15.000 Euro dotiert. Der Förderpreis wird an Nachwuchsschriftsteller:innen vergeben, die im Ruhrgebiet leben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert. Mit dem Ehrenpreis werden eine oder mehrere Personen oder eine Institution für herausragende Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet oder für das literarische, literaturwissenschaftliche, literaturkritische, organisatorische oder verlegerische Gesamtwerk ausgezeichnet. Der Ehrenpreis ist kein Jurypreis, sondern er wird vom RVR in Absprache mit dem Literaturbüro Ruhr direkt vergeben.

Die Mitglieder der Jury für den Hauptpreis 2024 waren Christa Becker-Lettow, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt, Cathrin Brackmann, Journalistin, Moderatorin und Literaturexpertin bei WDR 4, Prof. Dr.Peter Goßens, Institut für Komparatistik an der Ruhr-Universität Bochum, Murat Kayı, freier Autor, Musiker, Kabarettist und Patrick Musial, Buchhändler, ehem. Buchhandlung Musial, Recklinghausen.

Die Jury für den Förderpreis 2024 setzte sich zusammen aus: Dr. Bozena Badura, Literaturbloggerin bei dasdebuet.de, Sandra Da Vina, Autorin und Poetry Slammerin, Lütfiye Güzel, Dichterin, Trägerin des Literaturpreis Ruhr 2017, Inger Hachen-Jehring, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt, Prof. Dr. Ralph Köhnen, Germanistisches Institut an der Fakultät für Philologie, Ruhr-Universität Bochum, Literarische Gesellschaft Bochum, Karsten Strack, Lektora-Verlag und künstlerischer Leiter des Literaturbüro OWL, Walter Wandtke, RVR-Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt.

Aktuelles
  • Neues [lila we:]-Festival

    Unter dem Titel "aufbrüche" plant das Netzwerk literaturland westfalen für März bis Mai 2025 ein neues gemeinsames Festival. Mit ungewöhnlichen Veranstaltungsformaten und -themen sollen neue Zielgruppen erreicht werden und Dialoge über die Literatur hinaus initiiert werden. Bewerbungen für weitere Festivalveranstaltungen können bis zum 30. September eingereicht werden.

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  • Unterstützung für Poesiepfad gesucht

    Nach fast 20 Jahren ist das Poesiepfad-Team geschrumpft und sucht dringend ehrenamtliche Mitstreiter:innen. Literarische Vorkenntnisse oder gar germanistische Studienabschlüsse sind dafür nicht erforderlich. Gesucht werden vielmehr Menschen, die Freude an der Poesie haben und bereit sind, sich für eine gute Sache einzusetzen.

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  • Literaturpreis Ruhr 2024

    Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr gewinnt Necati Öziri für sein Debüt "Vatermal", der Förderpreis geht an Miedya Mahmod für das Langgedicht "Hinter vorgehaltener Zunge schweigen wir oder Die Destinationale" und Jörg Hilbert, Vater von "Ritter Rost", bekommt den Ehrenpreis für besondere Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet.

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  • AMF-Preis für Barbara Yelin

    Der "Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur 2024" geht an die Münchener Comic-Künstlerin Barbara Yelin. Ihre "Comics und Graphic Novels behandeln so anspruchsvolle historische und gesellschaftspolitische Themen wie die deutsche nationalsozialistische Vergangenheit oder das Flüchtlingssterben im Mittelmeer", so die Jurybegründung.

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